Was ist Judo?

Judo – bei dieser Kampfsportart denken die meisten an spektakuläre Wurftechniken und einige vielleicht auch an unseren Weltmeister Florian Wanner aus München.
Aber Judo ist nicht nur Wettkampfsport für harte Jungs, sondern ein Sport, den alle miteinander ausüben können: Alte und Junge, Mädchen und Jungs, Leichte und Schwere, Sportliche und weniger Sportliche.

1. Die historische Entwicklung von Judo

JIGORO KANO selbst beschreibt im Buch „Kodokan Judo“ (1994) Judo als eine Auswahl derjenigen Techniken des Ju-Jutsu, die dem von ihm formulierten Prinzip folgen: „to make the most efficient use of mental and physical energy“ (KANO 1994, 16). Im Wesentlichen entstammen die Techniken dem Repertoire zweier Schulen, in denen Jigoro Kano Ju-Jutsu erlernte: Die Katame-waza war das Spezialgebiet der Tenshin Shinyo Schule in Daikucho, während die Nage-waza das Spezialgebiet der Kito Ryu in Tokio war. Der aus diesem Auswahlprozess hervorgegangenen Zusammenstellung von Techniken gab Kano den Namen „Judo“ (MIFUNE 2004, 20ff).

KANO (1994, 16) selbst übersetzte „Judo“ mit „the Way of gentleness“. Eine Möglichkeit Judo ins Deutsche zu übersetzen ist das vielgebrauchte „Der sanfte Weg“; meiner Meinung nach trifft aber die Formulierung „Weg der Nachgiebigkeit/Flexibilität“ den Kern von Judo besser, solange bei aller Flexibilität und bei allem Nachgeben die eigenen Ziele nicht aus den Augen verloren werden. Während sich das „Jutsu“ in Ju-Jutsu nur auf die Kampfkunst bezieht und damit ausschließlich darauf ausgerichtet ist, den Sieg über einen Gegner zu erringen, bedeutet das „Do“ in Judo „Prinzip“ oder „Weg“. Ziel im Judo ist nicht in erster Linie der Sieg über einen Gegner, sondern Ziel ist es möglichst gutes Judo zu erlernen, um schonend mit dem Gegenspieler umgehen zu können. „Do“ stellt in Japan den Bezug zum täglichen Leben und zu einer Lebenseinstellung her. „Ju“ bezeichnet dabei die Art und Weise in der das Leben geführt wird. Diese Lebensführung im Geiste des „Ju“ lässt sich am besten mit dem Beispiel des Wassers verdeutlichen:

Steigst du in das Wasser, so weicht es dir aus, unter Beibehaltung des Platzes, den es benötigt. Es nimmt nur soviel Platz ein, wie es benötigt. Nicht mehr und nicht weniger. Auf diese Weise gleicht es der Mäßigung.
Versuchst du aber dem Wasser seinen Platz zu nehmen, wird es den stärksten Beton zum Bersten bringen.

MEIER-STAUDE (1995) 21

Nach dem Abschluss seines Studiums begann Kano im Jahr 1882 Judo zu unterrichten und gründete den Kodokan. In seinem Unterricht legte Kano besonderen Wert auf Selbstdisziplin. Das ursprüngliche Dojo mit 10 Matten reichte schon bald nicht mehr aus, und nach mehreren Umzügen war das Zentrum des Judo 1934 in der Kodokan Hall in Suidobashi mit 514 Matten (MIFUNE 2004, 20). 1984 wurde das 8-stöckige International Judo Center in Tokio eingeweiht.
Seit den Olympischen Spielen in Tokio 1964 ist Judo olympische Disziplin; olympisches Frauenjudo gibt es seit 1992.

2. Judo-Prinzipien

Was den Kodokan von allen anderen Kampfsportschulen in Japan unterschied war die Art zu unterrichten. Während im Ju-Jutsu einzelne Techniken und Tricks beigebracht wurden, lehrte Kano im Kodokan Judo die hinter den Techniken stehenden (und sie dadurch verbindenden) Prinzipien (CUNNINGHAM 1998). Die zwei grundliegenden Prinzipien im Judo sind „Sei-Ryoku-Zen-Yo“, das technische Prinzip und „Ji-Tai-Kyo-Ei“, das moralische Prinzip. Die Verinnerlichung dieser Prinzipien ist erklärtes Ziel des Judotrainings:

The final aim of judo practice is to inculcate respect for the principles of maximum efficiency and mutual welfare and benefit.

KANO (1994) 25

2.1. Das technische Prinzip: Sei-Ryoku-Zen-Yo

Sei-Ryoku-Zen-Yo erläutert die Bedeutung des „Ju“ in Judo näher. Eine Übersetzung gestaltet sich durch die kulturellen Unterschiede schwierig. PÖHLER (1995 2.1.) schlägt „Bester Einsatz von Geist und Körper“ oder „Bester Einsatz der vorhandenen Kräfte“ vor. CUNNINGHAM (1998) übersetzt „Sei-Ryoku-Zen-Yo “ ins Englische als „use your life energies in the most just (right, virtuous) and efficient (best) way.“ „Use your energy to the best – this is the true meaning of Judo.“ Nennt MIFUNE (2004 25) als Motto des Kodokan und beschreibt damit das gleiche Prinzip.

Alle Definitionen gehen in die gleiche Richtung, ich möchte die Definition von PÖHLER (1995) etwas erweitern, um zu verdeutlichen was „Kräfte“ im Sinne von Kano sind:

Bester Einsatz der vorhandenen psychischen, technischen und physischen Kräfte.

2.2. Das moralische Prinzip: Ji-Tai-Kyo-Ei

Eigentlich reicht Sei-Ryoku-Zen-Yo, um einen Gegner zu besiegen. Um aber konfliktfrei mit ihm zusammen leben zu können und nicht nur selbst technisch Fortschritte zu machen, braucht es ein weiteres Prinzip: Ji-Tai-Kyo-Ei. KANO (1994) selbst übersetzte dieses Prinzip folgendermaßen:

The principle (…) can be realized only through mutual aid and concession. The result is mutual welfare and benefit.

Dieses weit über den sportlichen Rahmen hinausgehende Prinzip verleiht Judo die besondere Stellung im Vergleich zu allen anderen Kampfsportarten. Abgesehen vom Ringen gibt es keine andere Kampfsportart für deren Ausübung, ein Partner absolute Grundbedingung ist. Selbst Kata, die bei anderen Kampfsportarten ohne Partner ausgeführt wird, ist beim Judo eng mit einem Trainingspartner verknüpft. Tori ist immer für Uke und dessen Wohlbefinden, aber auch für dessen Trainingsfortschritt verantwortlich. Damit ist in jeder Trainingseinheit, für jeden einzelnen Trainingsteilnehmer die Verantwortung für das persönliche Umfeld direkt und ganzheitlich erfahrbar.

3. Judowerte des DJB

Die Judowerte

Im Jahr 2002 startete der DJB eine Initiative zur Wiederbelebung der hinter der sportlichen Entwicklung zurückgebliebenen pädagogischen Möglichkeiten von Judo. Die Hauptaufgabe bestand darin, die im japanischen Judo angelegten Werte ins Europäische bzw. Deutsche zu übersetzen. Ziel dieser „Übersetzung“ ist einen feststehenden, für alle einsichtigen und für Europäer (be-)greifbaren Wertekatalog zu erstellen, dessen Realisierung im europäischen Kulturkreis möglich erscheint (vgl. ROSENBERG 2002 und PÖHLER 2004).

Die so geschaffenen „Judo-Werte“ wurden mit der Novemberausgabe der Verbandszeitschrift „JudoMagazin“ veröffentlicht. Jedes Exemplar enthielt ein A2 Plakat (siehe Abb.: 1) mit kind- und jugendgerechten Illustrationen der Judo-Werte, die im folgenden kurz vorgestellt werden.

3.1. Ernsthaftigkeit

Ernsthaftigkeit

Sei bei allen Übungen und im Wettkampf konzentriert und voll bei der Sache. Entwickle eine positive Trainingseinstellung und übe fleißig.

JudoMagazin 11/02

3.2. Bescheidenheit

Bescheidenheit

Spiele dich selbst nicht in den Vordergrund. Sprich über deinen Erfolg nicht mit Übertreibung. Orientiere dich an den Besseren und nicht an denen, deren Leistungsstand du bereits erreicht hast.

JudoMagazin 11/02

3.3. Respekt

Respekt

Begegne deinem Lehrer/deiner Lehrerin und den Trainings-Älteren zuvorkommend. Erkenne die Leistungen derjenigen an, die schon vor deiner Zeit Judo betrieben haben.

JudoMagazin 11/02

3.4. Mut

Mut

Nimm im Randori und Wettkampf dein Herz in die Hand. Gib dich niemals auf – auch nicht bei einer drohenden Niederlage oder bei einem scheinbar übermächtigen Gegner.

JudoMagazin 11/02

3.5. Ehrlichkeit

Ehrlichkeit

Kämpfe fair, ohne unsportlichen Handlungen und ohne Hintergedanken.

JudoMagazin 11/02

3.6. Hilfsbereitschaft

Hilfsbereitschaft

Hilf deinem Partner, die Techniken korrekt zu erlernen. Sein ein guter Uke. Unterstütze als Höher-Graduierter oder Trainings-Älterer die Anfänger. Hilf den Neuen, sich in der Gruppe zurecht zu finden.

JudoMagazin 11/02

3.7. Selbstbeherrschung

Selbstbeherrschung

Achte auf Pünktlichkeit und Disziplin bei Training und Wettkampf. Verliere auf der Matte nie die Beherrschung – auch nicht bei Situationen, die du als unfair empfindest.

JudoMagazin 11/02

3.8. Wertschätzung

Wertschätzung

Erkenne die Leistung jedes anderen an, wenn dieser sich nach seinen Möglichkeiten ernsthaft anstrengt.

JudoMagazin 11/02

3.9. Höflichkeit

Höflichkeit

Behandle deine Trainingspartner und Wettkampfgegner wie Freunde. Zeige deinen Respekt gegenüber jedem Judo-Übenden durch eine ordentliche Verneigung.

JudoMagazin 11/02

Quelle:

Mathias Geislinger von http://www.judoabteilung.de/

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